Nalani Kamea
Die 16-jährige Deutsch-Amerikanerin Nalani Kamea lebt in der kleinen Strand-Community Lanikai auf der hawaiianischen Insel Oahu. Als Kind besuchte Nalani ein paar Jahre lang eine internationale Schule in Deutschland und ging dann mit ihren Eltern zurück in ihre Heimat Hawaii, wo sie auch geboren ist. Nach ihrem Highschool-Abschluss will sie Schriftstellerin werden.
Hier beschreibt Nalani Kamea ihr Leben in Hawaii und wie das Büchlein entstanden ist.
Aloha,
ich erinnere mich noch gut an die Schuljahre in Deutschland. Und es sind nur gute Erinnerungen.
Ich bin oft gefragt worden, was Nalani bedeutet. Allerdings nicht von meinen Klassenkameraden. An unserer internationalen Schule waren, glaube ich, Schüler aus dreißig oder mehr Ländern. Da fiel ein ein kleines braunes Mädchen mit einem seltsamen Namen nicht weiter auf.
Ich komme aus einer buntscheckigen Familie. Mein Papa hat hawaiianische, japanische und philipinische Vorfahren. Meine Mama deutsche und türkische. Meine Eltern nannten mich Nalani, weil sie hofften, dass ich die “Ruhe, die Ausgeglichenheit des Himmels” in mir trage. Mann, haben die sich getäuscht.
Meine beiden Schwestern haben auch “himmlische” Namen. Meine große Schwester heißt Lani (das bedeutet einfach “Himmel”) und meine kleine Schwester Noelani ist der “Nebelschleier des Himmels” oder auch der “himmlische Regen”. Das passt gut, denn sie weint gern – besonders, wenn sie ihren Willen nicht kriegt.
Das Buch entstand zunächst als Kladde, die ich für meine BFF Iolani geschrieben habe (das bedeutet etwa “sich wie ein Bussard in den Himmel schwingen”). Die handgemalte und –geschriebene Kladde war als Geburtstagsgeschenk für sie gedacht. BFF heißt “Best Friends Forever”. So heißen die “Allerbesten Freundinnen Fürs Leben” bei uns. Wir nennen sie auch “Bestie”. Auf Deutsch sollte man das aber lieber “Besty” schreiben, denn sonst klingt das nach einem reißenden wilden Tier.
Wie wär’s, macht Eurer Besty doch auch mal so ein Geschenk. Iolani fand das kleine unscheinbare Büchlein viel schöner als alle anderen Geschenke, die sie an ihrem Geburtstag bekommen hat.
Geschrieben habe ich es während der Pausen in unserer Highschool, als Iolani ein paar Wochen lang krank war. In dieser Zeit habe ich zum ersten Mal bewusst gespürt, wie viel sie mir bedeutet, wie sehr ich sie liebe und brauche. Mein Freund Jayden, den ich sehr geliebt habe (ja, wie haben uns gerade getrennt), hat mir viel bedeutet. Aber er konnte meine beste Freundin nicht ersetzen.
Iolani konnte ich alles anvertrauen: meine Unsicherheit, meine Ängste meine Sorgen, meine Probleme mit den Wünschen der Jungs beim Knutschen und – na, Ihr wisst schon. Jayden war unglaublich lieb. Aber manche Dinge verstand er nicht so richtig, andere berührten ihn kaum und einige interessierten ihn überhaupt nicht.
Ich geh gern in die Schule. Nicht so sehr wegen Mathe, Englisch, Physik und so, sondern weil bei uns viel Sport angeboten wird. Natürlich Baseball und Football, Leichtathletik und Schwimmen. Aber auch Fußball, Tennis und – mein Lieblingssport – Canoe Paddling.
Bei uns auf Hawaii werden große Regatten mit Auslegerkanus ausgetragen – unser Nationalsport. Darin sitzen der Ho’okele, der Steuermann und bis zu fünf Paddlern. Iolani und ich trainieren in einem Ko’eono, einem Sechsmann-Kanu (oder besser: Sechsfrau-Kanu). Meist in der Bucht von Kailua. Dort liegt einer der schönsten Strände von Oahu, der Hauptinsel von Hawaii, auf der ich lebe.
Neben Sport und Schule bleibt leider nicht viel Zeit, denn ich muss früh raus. Dann geht’s mit dem Bus über den malerischen, steilen Pali-Highway nach Honolulu. Nachmittags wieder zurück. Die freie Zeit verbringe ich im Augenblick nur mit meiner Besty Iolani, denn ein neuer Boyfriend ist nicht in Sicht.
Ich gucke wenig Fernsehn. Und wenn, dann meist Sitcoms wie “The Big Bang Theory” oder “Modern Family”. Ich lese viel und gern. Für die Leseratten unter Euch kann ich einen super Roman empfehlen: James A. Michener, Hawaii. Er behandelt die Besiedelung der Hawaii-Inseln im Lauf der Jahrhunderte.
Zuerst kamen Polynesier irgendwann zwischen 300 und 1300 n. Chr. aus dem Süd-Pazifik – von den Marquesas und Tahiti. 1778 “entdeckte” Captain Cook die Inseln. 1820 kamen Missionare aus der Gegend von Boston, 1865 immigierten die ersten chinesischen Arbeiter und 1885 die ersten japanischen Arbeiter, um auf den Zuckerrohrfeldern zu schuften. Michener verwebt die Leiden, Hoffnungen und Träume der Immigranten mit der politischen Geschichte bis zu dem Zeitpunkt, wo Hawaii 1959 der 50. Bundesstaat der USA wurde. Unglaublich spannend. It’s a must-read!
Ich hab den Roman zum ersten Mal gelesen, als ich 13 war. Seitdem weiß ich, was ich nach der Highschool tun möchte: Ich werde Schriftstellerin. Jeden Abend im Bett schreibe ich an meinem ersten Roman bis mir die Augen zufallen. Besser gesagt, ich diktiere ihn in meinen Computer. Mit einem tollen Programm, das Sprache in Schrift umsetzt.
Na, ich hoffe, dass ich das schaffe. Leicht ist es nicht, denn ich habe den schlimmsten Kritiker, den Du Dir vorstellen kannst: meine Besty Iolani.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir hier schreibt, wie Euch das Büchlein gefallen hat. Vielleicht gibt es ja auch mal ein zweites, und dafür wäre es prima, wenn Ihr mir Sprüche, Gedichte oder Gags schickt, die da reinpassen.
Ich sag jetzt: Aloha nui loa – viel Liebe und die allerherzlichsten Grüße
Eure